TRANSFORMATION IM BAUWESEN

Kreatives Denken und Kunst in die Wissenschaft integrieren - Wege zu einer neuen Transferkultur

Das Bauwesen steht durch seinen Beitrag von 37 % an den globalen CO2-Emissionen und seinem Anteil von über 50 % des deutschen Abfallaufkommens in besonderer Verantwortung, den gesellschaftlichen Herausforderungen des Klimawandels und der Ressourcenkrise zu begegnen. Jedoch zeigt gerade das Bauwesen eine besonders geringe Dynamik hinsichtlich seiner Anpassung an gesellschaftlichen Wandel und die Herausforderungen der großen Transformation. Die Gründe dafür sind vielfältig, aber vor allem in der Traditionsorientierung, der hohen Regulierungsdichte und der heterogenen Verteilung der KMU-dominierten Unternehmensstrukturen zu finden. Eingeschränkte Wissens- und Finanzressourcen führen zudem zu geringer Innovationsmotivation. Fachkräftemangel und ein Ausbildungssystem, das teilweise in noch zu geringem Maße die Unternehmensgründung oder -übernahme berücksichtigt, stellen kleine und mittelständige Unternehmen vor Probleme hinsichtlich ihrer Nachfolgeregelungen. Insbesondere der Wissenstransfer aus der Wissenschaft heraus in die Praxis ist einseitig und nicht nutzerzentriert. Eine interdisziplinäre, branchenübergreifende Zusammenarbeit ist kaum etabliert.

Gleichzeitig ist die gebaute Umwelt enorm wichtig. Eine zuverlässige und nachhaltige öffentliche Infrastruktur ist Grundlage für gute Lebensverhältnisse. Sie ist u. a. ein Standortfaktor unserer Wirtschaft und damit ein wesentlicher Baustein der gesellschaftlichen Daseinsvorsorge. Die Aufgabe der Daseinsvorsorge fällt insbesondere Kommunen als Entscheidern und Auftraggebern zu. Deshalb ist es von essenzieller Bedeutung, alle Beteiligten der Wertschöpfungskette, aber insbesondere auch die Nutzenden, die Bürgerinnen und Bürger, in die Planung des Erhalts und der Neuausrichtung der gebauten Umwelt einzubeziehen und einen multidirektionalen Wissensaustausch zu etablieren. Vor allem bei der öffentlichen Hand als Auftraggeber muss dabei ein Bewusstseinswandel von Erstellungs- hin zu Lebenszykluskosten erfolgen.

Nachhaltige Baustoffe und bauchemische Werkstoffsysteme ermöglichen die Erstellung und den Erhalt einer nachhaltigen und resilienten Infrastruktur. Für die Transformation der öffentlichen Infrastruktur als Grundlage für kulturelle und soziale Entwicklung unserer Gesellschaft ist aber nicht nur der Einsatz nachhaltiger Werkstoffe von elementarer Bedeutung. Die Beziehungen als solche müssen neben Baustoffen und Werkstoffsystemen in inter- und transdisziplinärer Zusammenarbeit entwickelt werden – ausgerichtet an den aktuellen und zukünftigen Bedarfen der Gesellschaft.

Der KIT Innovation HUB beschäftigt sich seit 2016 mit nachhaltigen und belastbaren Infrastrukturen in Verkehr, Energie, Wasser, industrieller und kommunaler Infrastruktur. Der Transfer der Ergebnisse in die Anwendung ist hierbei seit Beginn ein zentrales Anliegen. Neben Forschung an technischen Lösungen etablierte sich über die letzten Jahre und die BmBF geförderten Forschungsvorhaben TRANSFORM und PART COM auch die Bereich der Transferforschung zu einem zentralen Element des KIT Innovation HUB. Aus Erkentnissen vorangegenager Zusammenarbeit mit Künstlerinnen und Künstlern ist in diesem Kontext das Vorhaben ART COM entstanden. Das Vorhaben verfolgt das Gesamtziel, eine agile Transferkultur zu schaffen und somit das Transferquartett Wissenschaft & Kunst – Wirtschaft & Gesellschaft miteinander zu verbinden.